Max Schrems, Jurist und Datenschützer, noyb

Digitale Souveränität und Datenschutz neu denken – Max Schrems beim TechRiders-Festival 2025

Max Schrems, international bekannter Datenschutzaktivist und Vorsitzender der NGO noyb, ist am 3. Juli auf dem TechRiders-Festival in Köln live auf der Bühne. CIOs, CISOs und Compliance-Verantwortliche erwartet ein fundierter, praxisnaher und politisch hochrelevanter Beitrag zur Zukunft des Datenschutzes und der digitalen Souveränität Europas.

Als Initiator der wegweisenden EuGH-Urteile Schrems I und Schrems II, die internationale Datentransfers in die USA auf Grundlage von Safe Harbor und Privacy Shield für ungültig erklärten, hat Schrems maßgeblich den globalen Datenschutzdiskurs geprägt. Im Gespräch verdeutlicht er, warum auch das neue Data Privacy Framework – der Nachfolger dieser Abkommen – voraussichtlich nicht standhalten wird. Die EU ignoriere dabei juristische Fakten zugunsten politischer Deals, wodurch Unternehmen erneut rechtlicher Unsicherheit ausgesetzt sind.

Schrems kritisiert die starke digitale Abhängigkeit Europas von US-Technologien – eine strukturelle Schwäche, die sich in geopolitischen Krisen als hochproblematisch erweisen könnte. Cloudlösungen, Kommunikationsdienste und Softwareplattformen stammen zu einem überwiegenden Teil aus den USA. Sollte sich das politische Klima verschärfen – etwa durch eine neue Trump-Regierung – könnten kritische europäische Infrastrukturen binnen Tagen abgeschaltet werden.

Im Zentrum seines Appells steht daher die Stärkung europäischer Alternativen: Open-Source-Lösungen, lokal betriebene Clouds und striktere Souveränitätsanforderungen an die eingesetzte IT. Er fordert CIOs und CISOs dazu auf, ihre Beschaffungsstrategien zu überdenken und aktiv Alternativen zu US-Diensten zu prüfen – nicht nur aus Datenschutzsicht, sondern zur Sicherung langfristiger operativer Stabilität.

Gleichzeitig nimmt Schrems auch die Kritik an der DSGVO auf. Viele Unternehmen sehen die Datenschutzgrundverordnung als Innovationsbremse. Schrems argumentiert jedoch, dass nicht die Kernprinzipien das Problem seien – diese stützen sich auf Grundrechte –, sondern die Überregulierung und Komplexität durch Bürokratie und fehlende Klarheit. Besonders in Deutschland werde oft mehr reguliert, als notwendig wäre, was auch durch wirtschaftliche Interessen einiger Beratungsfirmen befeuert werde.

Seine Botschaft an IT-Entscheider: Datenschutz ist kein Feind der Digitalisierung, sondern eine notwendige Grundlage für Vertrauen und Souveränität. Europa müsse lernen, nicht weniger, sondern besser zu regulieren. Klare, verständliche Regeln sind nötig, um Innovation zu ermöglichen und gleichzeitig Bürgerrechte zu schützen.

Für alle, die sich für Datenschutz, Cloud-Souveränität und geopolitisch resiliente IT-Strategien interessieren, ist Max Schrems’ Vortrag ein Muss. Seine Perspektive ist unbequem, aber hochaktuell – und liefert wertvolle Impulse für die strategische Planung in IT-Abteilungen jeder Größe.